Weltkriege

La Guerre Grande 1914 – 1918

Verwüstung im Niemandsland

Das Deutsche Kaiserreich fühlte sich als militärische Hegemonialmacht Europas. Es besaß ein große und moderne Armee, die in der deutschen Gesellschaft einen hohen Status genoss. Die Einigungskriege hatte die Schlagkraft des preußisch-deutschen Militärs unter Beweis gestellt und man fühlte sich dem russisch-französischen Zweibund gewachsen. Dies war der deutsche Zeitgeist beim Kriegsausbruch im August 1914.

Der Große Krieg sollte ähnlich eines „Kabinettskrieg“ nach wenigen Feldzügen abgeschlossen sein. Zum Weihnachtsfest 1914 wäre man wieder Zuhause und könnte sich seiner Heldentaten rühmen. Auftakt für den schnellen Sieg des Deutschen Militärs war der Schlieffenplan. Frankreich sollte innerhalb von nur wenigen Wochen mit der Masse der deutschen Truppen niedergerungen werden. Mit einer riesigen Zangenbewegung über Belgien würde man die Festungen an der Deutsch-Französischen Grenze umgehen und die französische Armee – wie 1870 in Sedan – einschließen und aufreiben können. Danach sollten die deutschen Truppen in den Osten verlegt werden, um dort dem russischen Zarenreich Paroli zu bieten. So einfach war der Plan.

Die tatsächlichen Kriegshandlung im Westen kann in drei Phasen unterteilt werden, auf die im Nachgang jeweils kurz eingegangen werden soll. Die Kriegshandlungen im Osten werden hier nur am Rande erwähnt, da sie – obwohl für das deutsche Heer siegreich – nicht kriegsentscheidend waren.

  1. Der Schlieffenplan bis zur Schlacht an der Marne – von Moltke d. J.
  2. Die Abnutzungsschlacht in Verdun – von Falkenhayn
  3. Operation Michel – von Hindenburg und Ludendorff
Europa bei Ausbruch des Kriegs – Italien noch als Verbündeter Deutschland und Österreich-Ungarns.
Im Mai 1915 trat Italien auf der Seite der Entente in den Krieg ein. © cyowari 

1. Von Schlieffen hatte einen Plan

Helmut von Moltke (der Ältere) war bis 1888 Generalstabschef. Er wollte bei einem Zweifrontenkrieg defensiv bleiben und höchstens offensive Teiloperationen vornehmen, da er eine schnelle Entscheidung oder gar einen totalen Sieg für unwahrscheinlich hielt. Dies war seine Erfahrung aus dem Deutsch-Französischen Krieg, den Frankreich trotz einer nahezu totalen Niederlage bei Sedan 1870 weitergeführt wurde. Frankreich gründete nach der Schlacht von Sedan, wo auch der französische Kaiser Napoleon III. gefangen genommen wurde, eine neue Regierung und mobilisiere sämtliche nationalen Ressourcen, um den Krieg fortzusetzen. Erst noch großen Schwierigkeiten und der Belagerung von Paris konnte die deutsche Koalition den Krieg siegreich beenden.

Die Mobilisierung einer ganzen Nation statt nur einer Feldarmee wie in der Ära der Kabinettskriege würde, so von Moltke der Ältere, zukünftige Kriege unsäglich in die Länge ziehen. Statt einzelner Schlachten würde der Verschleiß der nationalen Ressourcen über den Ausgang des Kriegs entscheiden. Daher sah sein Plan vor, mit begrenzten Schlägen aus einer defensiven Position heraus einen Kompromissfrieden zu erreichen.

Als von Schlieffen 1891 Generalstabschef wurde, wollte er den Sieg durch schiere Überzahl erzwingen. Die Masse der deutschen Truppen sollte zuerst im Westen und dann im Osten eingesetzt werden, um eine jeweils temporäre Übermacht zu bilden. Dabei blendete der die Erfahrungen des Französischen Kriegs von 1870/71 aus, die einem schnellen Sieg an einer Front widerlegten. Da er jedoch einen Sieg versprach, war der Schlieffenplan reizvoller als die defensive Haltung seines Vorgängers Moltke des Älteren. In der Zwischenzeit hatte sich auch der deutsche Zeitgeist verändert: Aus dem saturierten Reich von 1871 mit einer defensiven Außenpolitik ist ein ambitionierter Industrie- und Militärstaat geworden, der sich zunehmend eingekreist fühlte.

Am 1. Januar 1906 setzte Kaiser Wilhelm II. von Moltke den Jüngeren, einen Neffen des berühmten von Moltke des Älteren, als Generalstabschef ein. Er selbst soll diese Beförderung mit dem Satz kommentiert haben, ob der Kaiser glaube, zweimal in derselben Lotterie gewinnen zu können. Scheinbar war ihm bewusst, dass er seine Ernennung nur seinem Nachnamen verdankte. Dennoch bewies er bei Mobilisierungsplänen und bei Manövern seine militärische Kompetenz. Geostrategische war er jedoch gänzlich anderer Ansicht als sein Onkel und teilte nicht dessen defensiven Haltung. Er arbeitete den Präventivschlag gegen Frankreich weiter aus, verschob Divisionen vom rechten Flügel auf den linken Flügel und strich bei dieser Gelegenheit im April 1913 mit dem „Großen Ostaufmarsch-Plan“ die letzte Alternative zum Schlieffenplan.

Krieg

Am 4. August 1914 erklärte das Deutsche Reich Frankreich den Krieg, nachdem es die Forderung nach Neutralität im Deutsch-Russischen Konflikt, der am 1. August ausgebrochen war, unbeantwortet ließ.

Damit der Schlieffenplan ausgeführt werden konnte, musste der Aufmarsch im Westen erfolgen. Vorgesehen war ein starker rechter Flügel, den von Moltke (der Jüngere) zu Gunsten des linken Flügels in Elsass-Lothringen schwächte. Der Eisenbahnknotenpunkt in Luxemburg wurde direkt zu Kriegsbeginn besetzt und der Einmarsch in Belgien hatte die Kriegserklärung Englands zur Folge, das ein britisches Expeditionsheer nach Flandern entsendete. Nun stand das Deutsche Reich nicht nur dem russisch-französischen Zweibund gegenüber, sondern ebenfalls dem britischen Weltreich, dessen Flotte nun aus den englischen Häfen lief, um den deutschen Seehandel zu blockieren.

Holger Afflerbach erwähnte in seinem Buch „Auf Messers Schneide“ folgende Episode:

Der französische Generalstabschef Joseph Joffre hatte im Januar 1912 die Vorteile eines Angriffs durch Luxemburg und Belgien unterstrichen und am 9. Januar 1912 von seiner Regierung verlangt, im Kriegsfall die belgische Neutralität verletzen zu dürfen; dies war ihm aber unter Hinweis auf die Haltung Großbritanniens untersagt worden. Anders als in Deutschland siegten hier politische Erwägungen. Der französische Historiker Georges-Henri Soutou hat geurteilt, dass Frankreich den 1. Weltkrieg an diesem Januartag 1912 gewonnen habe.

Holger Afflerbach, Auf Messers Schneide: Wie das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg verlor
Der vermeintlich geniale Schlieffen-Plan

Der Schlieffenplan sollte nach 39 Tagen abgeschlossen sein. Danach hatte von Moltke dem österreichischen Oberbefehlshaber Conrad von Hötzendorf deutsche Truppen zur Unterstützung versprochen. Frankreichs Plan 17 sah einen Angriff auf Elsass-Lothringen vor, der mit Elan und starkem Willen statt überlegener Truppen zum Erfolg geführt werden sollte. Trotz der Warnungen des belgischen Königs Albert, dass die deutsche Armee mit einem starken Flügel über Belgien nach Nordfrankreich schwenken will, konzentrierte sich die französische Armee auf ihre Offensive, statt eine Verteidigung im Norden zu organisieren. Nördlich sollte nur die 5. franz. Armee und das Britische Expedition Korps, das gerade eingeschifft wurde, stehen.

Der unerwartete Widerstand der Belgier verlangsamte den deutschen Vormarsch. Dennoch sah Ende August alles so aus, als ginge der deutsche Plan auf. Die vier Deutschen Armeen trieben die 5. Französische Armee und die Briten vor sich her. Der Plan sah jedoch auch vor, dass die französischen Streitkräfte eingeschlossen und vernichtet werden. Da sich die Franzosen jedoch geordnet zurückzogen, konnte noch von keinem Sieg gesprochen werden, auch wenn die deutschen Truppen bereits tief in Nordfrankreich standen.

Die Verteidigung der belgischen Neutralität durch König Albert sowie die Repressalien der deutschen Militärs an Zivilisten, um den Widerstandswillen der Belgien zu brechen, gaben den Alliierten einen „guten Grund“ um in den Krieg zu ziehen. Für die Weltöffentlichkeit waren spätestens zu diesem Zeitpunkt die Deutschen die Aggressoren, während die Entente für die Freiheit der Völker kämpfte, die es auch aus dem „Völkerkerker“ der Österreich-Ungarischen Monarchie zu befreien galt. Dies sollte später in Versailles bei der Zuweisung der alleinigen Kriegsschuld an Deutschland eine wichtige Rolle spielen. Der deutschen Führung fehlte 1914 der politische Weitblick, mit dem ein Bismarck die Reichsgründung von 1871 erst möglich gemacht hatte.

Der Terror gegen belgische Zivilisten war Bestandteil der deutschen Militärdoktrin, um nach Clausewitz den Krieg möglichst kurz zu halten. 1870 hatte ein Volksaufstand in Frankreich nach der Gefangennahme Napoleon III. den Krieg unnötig verlängert. Mit Terror sollte die Bevölkerung der besetzten Gebiete eingeschüchtert werden. Laut Barbara Tuchman spielte auch ein grundlegender kulturellen Unterschied eine wichtige Rolle. In der Deutschen Gesellschaft stand Gehorsam an oberster Stelle. Eben diesen Gehorsam erwarteten die Deutschen von den Bewohnern der besetzten Gebieten. Dass nun belgische Zivilisten Widerstand leisteten oder gar aus dem Hinterhalt mit ihren Jagdbüchsen auf deutsche Soldaten schossen, war den Deutschen völlig unverständlich und entfesselte eine Spirale der Gewalt: Je mehr Geiseln wegen vermeintlicher Übergriffen auf die Deutschen erschossen wurden, desto stärker wurde der zivile Widerstand (Vgl. S. 333, August 1914). Von August bis Oktober 1914 wurden in Belgien 5.521 Zivilisten hingerichtet, wobei die Zerstörung der Stadt Löwen mit ihrer mittelalterlichen Bibliothek einen traurigen Höhepunkt darstellt. In den Zeitungen wurde weltweit über den „Rape of Belgium“ berichtet.

US-Propagandaplakat 1918

Derweil im Osten

In Ostpreußen wiederum waren zwei russische Armeen unerwartet früh in die Offensive gegangen. Die deutsche Militärführung hatte erwartet, dass das riesige Zarenreich sehr lange für die Mobilisierung seiner Truppen brauchen würden. Da gemäß des Schlieffenplan nur wenige deutsche Truppen zu Verteidigung in Ostpreußen bereit standen, löste von Moltke proaktiv zwei Korps aus der Westfront heraus und schickte sie nach Osten. Bevor sie jedoch eintrafen, wurde bei Tannenberg eine komplette russischen Armee eingekesselt und aufgerieben. Die Generäle Hindenburg und Ludendorff nutzen die gut ausgebaute Eisenbahn, um ihre Truppen zügig zu verlegen und somit eine punktuelle Überlegenheit gegenüber einer der beiden russischen Armee zu erhalten, während die andere russische Armee stillstand. Geistiger Vater dieses Manövers war der Stabsoffizier Max Hoffmann, der den Plan bereits vor das Ankunft der beiden Generäle Hindenburg und Ludendorff in Ostpreußen ausgearbeitet hatte. Für die erfolgreiche Ausführung des Plans sorgte insbesondere Hermann von François, indem er weniger den Befehlen, sondern vielmehr seinem Instinkt folgte. Die Lorbeeren für den Sieg erhielten dennoch Hindenburg und Ludendorff, deren Popularität unerwartete Höhen erreichte und sie später zu den mächtigsten Männern des Reiches machen sollte. Die Tatsache, dass sich die beiden russischen Armee-Kommandeure Rennenkampf und Samsonov aufgrund einer persönlicher Abneigung nicht absprachen, begünstigte den Sieg des Deutschen Heers bei Tannenberg. Außerdem konnten die Deutschen die unverschlüsselten Funksprüche der russischen Armee mitzuhören und wussten so jederzeit, was der Gegner vorhatte. Nach dem Verlust einer ganzen Armee musste Russland die Offensive in Ostpreußen abbrechen.

Schlacht von Tannenberg 1914

Derweil im Westen – Klucks Schwenkung

Generäle, die sich nicht mochten, gab es auch auf der deutschen Seite. Karl von Bülow hatte als Kommandant der 2. Deutschen Armee auch die Befehlsgewalt über die auf der äußersten rechten Flanke stehenden 1. Armee, die von Alexander von Kluck kommandiert wurde. Während sich Bülow streng an den taktischen Kasernendrill hielt und mit allen Armeen in einer Reihe frontal vorgehen wollte, hätte Kluck sich gern die strategischen Freiheiten genommen, mit seiner Armee den Gegner zu flankieren oder in sich öffnende Lücken vorzustoßen. Bei dem Zusammenstoß mit der British Expeditionary Force bei Mons hätte von Kluck aufgrund seiner zahlenmäßigen Überlegenheit den Gegner überflügeln oder gar einschließen können. Statt lautete der Befehl, frontal anzugreifen und die Deutschen erlitten hohe Verluste, bis sich die Engländer schließlich zurückzogen. So wurde zwar in den Grenzschlachten ein taktischer Sieg erzielt, jedoch konnte keine französische oder britische Armee eingeschlossen bzw. besiegt werden.

Mit dem Tagesbefehl der obersten Heeresleitung vom 28. August 1914 bekam von Kluck die Möglichkeit, eigenständig vorzugehen (Vgl. August 1914, S. 382). Seine 1. Armee sollte laut dem Schlieffenplan Paris von Westen her umfassen und somit einschließen, jedoch entschied von Kluck nun eigenmächtig am 29. August ostwärts an Paris vorbeizuziehen, um die französische 5. Armee zu verfolgen und einzukesseln. Er betrachtete die französische 5. Armee als geschlagen und wollte nun endlich den Sieg komplett machen. Von Kluck rechnete dabei fest mit den Verstärkungen, die ihm laut Schlieffenplan auf Kosten der 6. und 7. Armee aus Elsass-Lothringen zugeführt werden sollten, um seine Verluste und zurückgelassene Garnisonen ersetzen zu können. Allerdings waren diese Reserven dabei, die französischen Grenzbefestigungen anzugreifen, statt sich wie geplant defensiv zu verhalten.

In Elsass-Lothringen stürme nämlich seit dem 24. August der bayrische Kronprinz mit der 6. und 7. Armee gegen die französischen Festungen an, obwohl der Schlieffenplan entwickelt worden war, um eben diese Festungsanlagen zu umgehen. Statt die Franzosen im Norden zu umfassen, sollte nun mit einem Durchbruch in Elsass-Lothringen auch eine südliche Umfassung versucht werden. Der Traum eines jeden Militärtheoretikers: Ein perfektes Cannae, die doppelte Umfassung der gegnerischen Truppen.

Ob von Kluck als Oberbefehlshaber der 1. Armee noch dem deutschen Erfolg bei Tannenberg vom Eifer getrieben wurde und ebenfalls eine Armee einkesseln wollte oder ob er einfach nicht mehr genügend Truppen hatte, um Paris einzuschließen, bleibt offen. Von Moltke genehmigte „nachträglich“ von Kluck Schwenkung an Paris vorbei, die im Tagesbefehl von 28. August als eine Variante erwähnt worden war. Der erst kürzlich zum Militärgouverneur von Paris ernannte Joseph Gallieni brachte gegen den zähen Widerstand der französischen Bürokratie, welche Paris als offene Stadt aus den Kämpfen heraushalten wollte, eine Verteidigung von Paris auf die Beine. Indem er wiederholt drei Korps zur Verteidigung der Hauptstadt forderte, ermöglichte der das Entstehen einer Verteidigungsfront vor Paris. Nachdem der Entlastungsangriff der 5. französischen Armee bei St. Quentin durch die 2. deutsche Armee unter von Bülow abgewehrt wurde, war Paris direkt in Gefahr. Der Schwenk der 1. Armee östlich statt westlich an der französischen Hauptstadt vorbei verschaffte den Franzosen unverhofft eine wertvolle Pause.

Da die Front in Elsass-Lothringen aufgrund der französischen Befestigungen hielt, konnte General Joffe Truppen frei machen und per Eisenbahn nach Norden an die Marne und nach Paris verlegen. In Belgien wiederum hatten die sich zurückziehenden alliierten Truppen die Gleise zerstört, weshalb der deutsche Nachschub ins Stocken kam.

Als Gallienis Generalstabschef General Clergie in Paris auf die Schwenkung aufmerksam geworden war, rief er „Sie bieten uns die Flanke!“. Von Kluck ließ zum Schutz eben dieser Flanke nur eine angeschlagenen Reservedivision zurück und eilte der französischen 5. Armee hinterher. Von Moltke hingegen hatte befohlen, er solle „rückwärts gestaffelt“ nach Süden vorgehen, was bedeuten würde, dass seine rechte Flanke zwar langgezogen wird, aber dafür eben nicht schutzlos ist. Von Kluck ignorierte diesen Befehl. Ebenso ignorierte er den Befehl von Moltkes am 5. September kehrt zu machen, um seine Flanke vor Paris zu schützen. Er traute den Franzosen einfach nicht mehr zu, einen Gegenangriff zu starten. Später soll von Kluck gesagt haben, dass der Grund für das Scheitern an der Marne nicht seine Fehleinschätzung der Lage war, sondern das Vermögen der französischen Soldaten, sich nach diversen verlorenen Schlachten aufzuraffen und weiter anzugreifen.

Die bei Paris neu zusammengezogenen französischen Verbände griffen die Flanke der 1. Armee an. Von Kluck war bereits hinter der Marne, als er den Hilferuf seiner Reserve erhielt und eilte zurück nach Paris. Dadurch tat sich eine Lücke zwischen ihn und der 2. Armee unter von Bülow auf, in die das Britische Expeditionsheer hineinmarschierte. Der französische Feldmarschall Joffre reiste zwischen den Fronten und Armeen hin und her, um einen vermeintlich letzten Gegenangriff zu organisieren. Die Briten waren schon kurz davor, sich an den Atlantik abzusetzen und die 5. französische Armee war nach den Niederlagen der letzten Wochen kaum in der Lage, erneut anzugreifen. Aber Joffre konnte seinen Generälen mit Entlassung drohen und die Engländer bei der Ehre packen. Durch den Anfang September erfolgten und unerwarteten französischen Angriff musste die 2. Deutsche Armee den rechten Flügel zurücknehmen. Dies war jedoch erstmal kein direkter Rückzug, sondern eher eine taktische Maßnahme.

The British Expedition Force (BEF) rückt in die Lücke zwischen der 1. und 2. Armee ein. Bildlizenz U.S. Westpoint

Von Moltke hatte keinen Plan

Während Joffre von einem Frontabschnitt zum nächsten eilte, um immer wieder Gegenstöße zu organisieren, saß von Moltke im weit Hauptquartier in Luxemburg und verlor zunehmend den Überblick. Statt selbst an die Marne zu fahren, um sich ein genaues Bild zu machen, schickte er seine Adjutanten Hentchel. Dieser erhielt zwar keine Vollmachten, aber dafür die Aussage, vor Ort die nötigen Dinge einzuleiten. Bei der 2. Armee von Bülows erfährt Hentchel, dass der Rückzug bereits eingeleitet ist, da man die Lücke zur 1. Armee schließen müsse. Hentchel fährt weiter zur 1. Armee von Klucks und informiert über besagten Rückzug bzw. leitet damit denselbigen bei der 1. Armee ein, die nun durch den Vorstoß des Britischen Expeditionsheer abgeschnitten zu werden droht. Ob Hentchel tatsächlich den Rückzug einleitete oder ob es sich nur um ein Missverständnis handelte, da er die 1. Armee lediglich über die „taktische“ Rücknahme des rechten Flügels der 2. Armee informierte, bleibt ungewiß. Er soll hierbei den abgekämpften Zustand der 2. Armee mit „sie sei nur noch Schlacke“ bezeichnet haben, was sicherlich die Entscheidung zum Rückzug der 1. Armee begünstigte (Vgl. Jörg Friedrich, 14/18, S. 576).

Ob Hentchels „historischer Auftritt“, wie Barbara Tuchman schreibt, einen unnötigen Rückzug der deutschen Armee hinter die Marne bezweckte oder gar einen Durchbruch der Alliierten verhinderte, was zu einer deutschen Niederlage geführt hätte, bleibt offen. Mit dem Rückzug hinter die Marne rückte ein schnelles Kriegsende in weite Ferne, da weder Frankreich besiegt werden konnte, noch die deutschen Armeen entscheidend geschlagen wurden.

Der französisch Feldmarschall Joffre konnte frei agieren, da sich die französische Regierung bereits nach Bordeaux abgesetzt hatte. Von Moltke musste hingegen im Hauptquartier zu Luxemburg regelmäßig dem Kaiser Rede und Antwort stehen. Außerdem scharrte der Kriegsminister von Falkenhayn mit den Hufen, da er gern von Moltkes Nachfolger werden wollte. Die mag erklären, warum sich Joffre persönlich auf die Reise machte, von Moltke jedoch Hentchel schickte, der die Lager vor Ort recht pessimistisch einschätzte. Somit konnte Joffre die Schlacht persönlich koordinieren, während von Moltke im weit entfernten Luxemburg zunehmend die Nerven verlor.

Moltke war sich allerdings bewusst, wie ausgelaugt die deutschen Armeen Anfang September waren. Im Eiltempo war man kämpfend durch Belgien und Nordfrankreich marschiert und der Nachschub stockte. Die Vernichtung des Gegners war der deutschen Armee nicht gelungen. Wenn sich nun die französische Armee neu organisierte und mit einem Angriff von Paris und Verdun aus die deutschen Armeen einkesselte, war der Krieg verloren (Vgl. S. 441, Barbara Tuchman). Somit hätte von Moltke eventuell ebenfalls den Rückzug hinter die Marne angeordnet, wenn er persönlich und nicht Hentchel vor Ort gewesen wäre.

Aber schon vorher hatte von Molkte den Schlieffenplan auf Kosten des rechten Flügels angepasst, indem er den linken Flügel stärkte. Im ursprünglichen Schlieffenplan von 1905 hatte das Verhältnis zwischen den rechten (Belgien) und dem linken Flügel (Elsass-Lothringen) noch 7:1 betragen, und wurde nun auf 6:2 geändert. Zum anderen zog der zwei Divisionen ab, um sie nach Ostpreußen zu schicken, wo jedoch Hindenburg & Ludendorff in Tannenberg bereits dabei waren, die russische Armee einzukesseln. Laut Jörg Friedrich (Vgl. 14/18, S. 266) soll Ludendorff die Verstärkung am Telefon dankend abgelehnt haben, zumal die beiden Korps sowieso zu spät ankommen würden, um an der bereits eingeleiteten Schlacht teilnehmen zu können. Von Moltke schickte sie trotzdem los und sie fehlten wenig später im Westen, um die Lücke während der Marne Schlacht schließen zu können (Vgl. 14/18, S. 568).

Der Rückzug an der Marne war taktisch richtig, hatte jedoch einen psychologischen Effekt. Obwohl es ein Rückzug war, sprach die Welt von dem „Wunder an der Marne“, an der die Deutschen zurückgeworfen worden waren. Der Bewegungskrieg im Westen erstarrte in einem Grabenkrieg und die industrielle Materialschlacht begann.

Der überambitionierte Bayer

Der bayrische Kronprinzen Rupprecht wehrte mit der 6. und 7. Armee den französischen Angriff auf Metz in Elsass-Lothringen mit einem solchen Erfolg ab, das er Lust bekam, weiter vorzugehen. Entsprechend fragte er beim Oberkommando nach, ob es einen Befehl gäbe, der ihm den Angriff verbieten würde. Diesen Befehl gab von Moltke nicht und somit trat am 18. August 1914 die 6. und 7. Armee unter dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern zu Angriff über, statt sich an den Schlieffenplan zu halten. Zu ergänzen ist, dass von Moltke zwar der oberste Befehlshaber war, aber der Kronprinz in der aristokratischen Hierarchie des Kaiserreiches weit über ihm stand. Barbara Tuchman hat in ihrem Buch „August 1914“ die Episode rekonstruiert. Demnach wollte der Kronprinz unbedingt einen Angriff ausführen, anstatt die Franzosen weiter ins Elsass und somit „in den Sack“ zu locken. Somit wurden die französischen Divisionen wieder auf ihre Ausgangsstellung zurückgeworfen. Von dort aus wurden einige Divisionen wenig später in den Norden verlegt, um den entscheidenden Angriff von Paris aus auf die Flanke der 1. Armee zu unternehmen.

Nach diesem Sieg rief der Stab des bayerischen Kronprinzen erneut beim Oberkommando in Luxemburg an, um zu fragen, wie nun weiter zu verfahren sei. Man ließ ihn kurz am Telefon warten und erörtere die Frage mit von Moltke. Dessen Befehl lautete kurz später: Weiter vorrücken statt wie geplant in Elsass-Lothringen eine defensive Stellung einzunehmen. Somit entfernte sich am 22. August von Moltke weiter von dem ursprünglichen Schlieffenplan, da sich nun die 6. und 7. Armee an den französischen Festungen festbißen, statt Reserven für den Angriff im Norden bereitzustellen.

Der Schlieffenplan wurden entwickelt, um die französischen Grenzbefestigungen zu umgehen. Allerdings hatte die unerwartet schnelle Einnahme der belgischen Festung Lüttich mit Hilfe schwerer deutscher Artillerie bewirkt, dass Festungsanlagen plötzlich ihren Schrecken verloren hatten. Wäre somit nicht auch ein Durchbruch direkt an der deutsch-französischen Grenze möglich? Und damit sogar die Umfassung der französischen Streitkräfte von Norden und Süden? Im Siegestaumel der ersten Kriegstage schien alles möglich und man vergaß im deutschen Generalstab scheinbar jeden Plan und jede Vorsicht.

Dies soll nicht bedeuten, dass von Molkte einen sicheren Sieg verschenkt hätte, jedoch wären seine Siegeschancen höher gewesen, wenn er sich strenger an den eigentlichen Schlieffenplan gehalten hätte. Im Kontext der von Clausewitz erwähnte Friktionen hat Molkte auf „Unabsehbarkeiten“ reagiert und ist deshalb vom Schlieffenplan abgewichen. Allerdings ist er nicht von dem Ursprungsplan abgewichen ist, um eine Niederlage zu verhindern, sondern weil er mit einer doppelten Umfassung (dem großen Cannae) einen noch größeren Sieg erringen wollte. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Ein einziger Plan

Der Schlieffenplan war der einzige Plan, den das Deutsche Reich bei Ausbruch des Kriegs in der Schublade hatte. Nur einen einzigen Plan ohne Alternativen zu haben, ist schon per se ein Fehler. Umso mehr wenn man sich mit Russland im Kriegszustand befindet und dennoch im Westen aufmarschiert. Höchst wahrscheinlich wäre früher oder später Frankreich seinem russischen Verbündeten zur Hilfe gekommen. Aber dann wären es die Franzosen gewesen, die den Deutschen den Krieg hätten erklären müssen, was einen Kriegseintritt Englands unwahrscheinlicher gemacht hätte. Zudem hätte man Zeit gewonnen, um bereits gegen das Zarenreich eine Entscheidung zu erzwingen. Umso dramatischer ist, dass genau so ein alternativer Aufmarschplan (Großer Aufmarschplan Ost) bis zum Frühjahr 1913 existierte, jedoch dann von Molkte gestrichen worden war.

Das Fehlen jeglicher Alternative zu einem Aufmarsch an der französischen Grenze ist das eigentliche Versagen. Die Militärs folgten einer rein taktischen Logik ohne dabei die geostrategische Lage zu berücksichtigen. Warnungen von Politikern wie Reichskanzler Bethmann-Hollweg oder anderen „Zivilisten“ fanden kein Gehör.

Der Schlieffenplan ist nicht gescheitert, sondern er wurde nie ausgeführt. Mit dem Einmarsch in Belgien und Luxemburg wurden lediglich die Voraussetzungen für die Umsetzung des Plans geschaffen, um ihn dann zu Gunsten eines „großen Cannea“ aufzugeben. Der französische Feldmarschall Joffre behielt nach seinem gescheiterten Plan 17 die Nerven und gruppierte seine Armeen neu, um den deutschen Vormarsch aufzuhalten. Von Molkte verlor die Nerven, als er feststellte, dass er sich zwischen den ursprünglichen Schlieffenplan und neuen vermeintlichen Chancen verrannt hatte und am Ende keine der beiden geplanten Umfassungen im Norden und Süden gelang.

Die taktischen Fehler von Moltkes sowie schließlich sein seelischer Zusammenbruch waren aber nicht die einzigen Gründe für das Scheitern des Schlieffenplans. Damit der Plan aufging, hätte alles wie am Schnürchen laufen müssen, was bei Kriegsplänen selten der Fall ist. Allein die gewaltige Marschleistung, die von den Truppen am äußersten rechten Flügel gefordert wurde, grenzte schon ans Unmöglich – drei Wochen lang marschierten und kämpften sich die Truppen täglich im Durchschnitt über 23 Kilometer vor. Der Nachschub kam kaum nach, da die Eisenbahngleise in Belgien größtenteils zerstört waren. Da gerade Erntezeit war, konnten sich die deutschen Truppen aus dem Land versorgen. Wäre der 1. Weltkrieg zu einem anderen Zeitpunkt als Anfang August ausgebrochen, hätten es die deutschen Truppen kaum bis zur Marne geschafft.

Schlieffenplan – eine Bilanz

Von Moltke der Jüngere war ein genialer Logistiker. Der Deutsche Aufmarschplan war minutiös ausgearbeitet und sogar die Belastungskapazität von Brücken wurde notiert. Aus diesem Grund war von Moltke fassungslos, als ihm Wilhelm II. nach der Kriegserklärung an Russland befahl, er sollte die Armee statt im Westen mal eben im Osten aufmarschieren lassen. Er wies dies schlicht als „unmöglich“ zurück.

Helmuth von Molkte der Jüngere wurde vom Kaiser wegen seines melancholischen Charakters „der traurige Julius“ genannt. Er selbst soll gesagt haben, dass nach diesem schicksalhaften Gespräch mit dem Kaiser am Vorabend der Mobilisierung etwas aus dem Lot gekommen war. Drei Fehlentscheidungen prägen seine Zeit als Generalstabschef:

  1. Konzentration auf den Schlieffenplan ohne einen alternativen Aufmarschplan in der Schublade zu haben.
  2. Sich nicht an diesen einzigen Plan zu halten. Den rechten Flügel personell zu schwächen, obwohl dort die Entscheidung erzwungen werden sollte und zugleich den Angriff in Elsass-Lothringen nicht zu unterbinden, obwohl er dem Konzept des Schlieffenplans widersprach.
  3. Das Entsenden eines Offiziers im Höhepunkt der Marneschlacht statt sich selbst einen Überblick zu verschaffen.

Als das Jahr 1914 zu Ende ging, hatte sich die Idee eines kurzen Feldzugs in Rauch aufgelöst. Alle Armeen hatten immense Verluste erlitten ohne eine Entscheidung herbeizuführen. Holger Afflerbach nennt in seinem Buch „Auf Messers Schneide“ folgende Zahlen:

  • Bis Ende Januar 1915 hatte die französische Armee 528.000 Mann verloren, davon 265.000 Tote.
  • Die vergleichsweise kleinere British Expeditionary Force hatte bis November 1914 fast 90.000 Mann verloren.
  • Die russische Armee verlor 1,8 Millionen Mann. Davon 400.000 gefallen und 486.000 in Kriegsgefangenschaft.
  • Österreich-Ungarn hatte 1,25 Millionen Soldaten verloren (gefallen, gefangen, verwundet).
  • Die Deutsche Armee 800.000 Mann, von denen 116.000 gefallen waren.

Militärisch war es ein Patt, doch ob der gewaltigen Verluste konnte keine Regierung einen Kompromissfrieden vor der eigenen Bevölkerung rechtfertigen, ohne riskieren zu müssen, wenig später abgewählt oder gestürzt zu werden. Also kämpfte man weiter und hoffte auf ein Wunder oder ein schnelles Ermatten des Gegners.

Exkurs III: Die Österreichisch-Ungarischen Streitkräfte

Österreich-Ungarn galoppierte aus zwei Gründen in den Krieg. Einerseits um von internen Spannungen abzulenken und andererseits um Serbien in seinen pan-slawistischen Bestrebungen einzuschüchtern.

Der österreichisch-ungarische Oberbefehlshaber Conrad von Hötzendorf war ein Kriegsbefürworter, der schon lange vor dem Attentat in Sarajevo einen Präventivschlag gegen Serbien forderte. Jedoch ohne seine Truppen auch entsprechend vorzubereiten. So befanden sich die österreichische-ungarischen Streitkräfte nach der Kriegserklärung an Serbien erstmal nicht in der Lage, den Krieg zu führen, den man gerade erklärt hatte. Dennoch galt damals Conrad von Hötzendorf in der KuK Monarchie als strategisches Genie. Er war bekannt für verwegene Pläne, die in der Theorie zum Erfolg führten. Dabei ignorierte er allerdings Fragestellungen der Logistik und Truppenkonzentration, weshalb er später im Kriegsverlauf ausnahmslos jede Schlacht verlor, die er geplant hatte.

Obwohl das österreichisch-ungarische Militär einen Konflikt mit Serbien beabsichtige, investierte es recht wenig in die militärische Aufrüstung. Als sich ab ca. 1902 die Fronten entlang der Bündnisse verhärteten und ein Krieg immer deutlicher abzeichnete, investierte das Deutsche Reich ca. 3.000 Mark für einen mobilisierten Soldaten. Frankreich 2.600 Mark und Österreich-Ungarn nur 1.400 Mark. Somit war ein Soldat der KuK-Monarchie nur halb so gut ausgerüstet wie ein Soldat der deutschen Armee. Die KuK Streitkräfte bestand aus drei Teilen: der gemeinsamen Armee (die aus allen Teilen des Landes rekrutiert wurde), der kaiserlich-österreichischen Landwehr und dem königlich-ungarischen Honvéd. Die österreichischen und ungarischen Reichsteile zogen es oft vor, jeweils ihre eigenen Einheiten zu finanzieren, anstatt alle drei Armeeteile gleich auszurüsten. Die Anzahl und Qualität der Artillerie war unzureichend und den Streitkräften fehlte eine nennenswerte Luftwaffe.

Neben der mangelhaften Ausrüstung, gab es auch die in einem Vielvölkerstaat üblichen Verständnisprobleme. Wie in einer Monarchie üblich, waren die Offiziersposten dem Adel vorenthalten, der es gewohnt war, Deutsch oder Ungarisch zu sprechen. Die Mannschaften sprachen aber tschechisch, slowakisch, kroatisch usw. Der Rückzug von Karánsebes aus der Epoche der türkisch-österreichischen Kriege ist ein Beleg für diese Dilemma: Die „Halt!“ Rufe einiger Offiziere wurden von den Mannschaften als „Allah!“ Rufe verstanden und das Feuer wurde eröffnet – mit dem Ergebnis, dass sich die österreichisch-ungarische Streitkräfte selbst aufgerieben hatte, bevor die türkischen Streitkräfte überhaupt auf dem Schlachtfeld eingetroffen war.

Auch strategisch war Conrad von Hötzendorf als Generalstabschef eine gewaltige Hypothek. Statt zu Kriegsbeginn die gesamte KuK Streitmacht dem übermächtigen Zarenreich entgegenzustellen, teilte er sie auf, um gleichzeitig in Serbien einzumarschieren und den Russen in Galizien Paroli zu bieten. Die Konsequenz dieser Strategie war, dass Österreich-Ungarn an beiden Fronten verlor. Bereits nach einem halben Jahr hatte die KuK Monarchie über eine Million Mann und somit den Kern seiner Streitkräfte verloren. Es konnte den Krieg nur noch mit der militärischen Unterstützung des Deutschen Reiches fortsetzen. Von Hötzendorf hatte seine eigene Leistungsfähigkeiten und die der österreichisch-ungarischen Streitkräfte völlig überschätzt.

2. Die Knochenmühle von Verdun

Europa im April 1916 als die Schlacht um Verdun tobte © cyowari 

Der Schlacht an der Marne folgt ein Wettrennen beider Seiten an die Kanalküste, um von dort aus die jeweilige Front des Gegner aufzurollen. Das Rennen ging unentschieden aus und beiden Seiten gruben sich ein. Mittlerweile hatte von Falkenhayn die Nachfolge des psychisch zusammengebrochenen von Moltke als Generalstabschef angetreten.

Von Falkenhayn sah schnell ein, dass nach dem Scheitern des Schlieffenplans ein totaler Sieg nicht mehr möglich sei und die materielle Überlegenheit der Entente auf langer Sicht den Ausschlag geben würde. So entschloss er sich zu einer Ermattungsstrategie, in der die Kriegsteilnehmer auf Seiten der Entente durch begrenzte Offensiven im Osten und Westen zu einem Separatfrieden genötigt werden würden. Es gelang ihm, die Balkanfront zu stabilisieren, indem er der Österreich-Ungarn militärisch unterstützte. Serbien wurde besetzt und nach der Schlacht von Gorlice-Tarnow räumte die russische Armee Galizien und Polen. Während allerdings das Duo Ludendorff/Hindenburg einen Schwerpunkt auf die Ostfront legen wollten, um dort die schlecht geführten russischen Truppen zu besiegen und somit Russland zu einem Frieden zu zwingen, legte Falkenhayn seinen Schwerpunkt auf die Westfront.

Falkenhayn wusste, wenn er einen symbolträchtigen Ort wie Verdun einnehmen würde, die Franzosen wiederum durch politischen Druck gedrängt sein würden, das Gebiet um jeden Preis zurückzuerobern. Da sich bald herausgestellt hatte, dass beim Grabenkrieg der Verteidiger dem Angreifer überlegen ist, wollte Falkenhayn somit den Franzosen empfindliche Verluste beibringen. Die Aktion bekam den Decknamen Operation Gericht.

Die Deutschen konnten zunächst durch einen Überraschungsangriff das Forts Douaumont erobern und sich dort in einer sehr guten Verteidigungsstellung etablierten. Von dort hatten sie eine ausgezeichnete Sicht auf das Gebiet – perfekt für das Artilleriefeuer, das erforderlich war, um den Franzosen massenhaft Verluste zuzufügen. Sie nahmen jedoch nicht das linke Ufer der Maas ein, was sich als Fehler erwies, da die französische Artillerie dieses Gebiet nutzen konnte, um alle exponierten deutschen Stellungen Ihrerseits zu beschießen.

Die deutschen Generäle konzentrierten sich jedoch zu sehr auf die Eroberung der Stadt Verdun, statt die französische Armee, wie von Falkenhayn eigentlich geplant, in den „Fleischwolf“ zu ziehen. Wann immer die Franzosen etwas Boden zurückerobern, starteten die Deutschen direkt einen Gegenangriff. Anstatt eine flexible Verteidigungsstrategie zu praktizieren, bei der sie sich zurückziehen und die Verluste begrenzen konnten, während sie die französischen Verluste maximierten, setzten sich die Deutschen dem vernichtenden französischen Artilleriefeuer vom linken Ufer der Maas aus.

Division um Division wurde von den Generälen „verspielt“.

Der Beginn der Offensive an der Somme am 1. Juli 1916 und die russische Brusilov Offensive ab dem 4. Juli 1916 zwang Falkenhayn Truppen von Verdun abzuziehen und zu diesen beiden Brennpunkten zu schicken. Somit erlahmte die Schlacht um Verdun. Bis Ende 1916 hatten die Franzosen sämtliche Gebiete, die die Deutschen bei Beginn der Operation Gericht erobert hatten, wiedergewonnen. Die Verluste bei Verdun beziffern sich auf 377.000 französische und 327.000 deutsche Soldaten, ohne das sich der Frontverlauf maßgeblich veränderte. Verdun ist zu einem Symbol für die Sinnlosigkeit des Kriegs geworden.

Im August 1916 sagte von Falkenhayn gegenüber dem Reichskanzler Bethmann-Hollweg, dass er gar keine Sieg in Verdun geplant hätte, sondern die Franzosen „weißbluten“ lassen wollte. Er vermied dabei aber zu erwähnen, dass die deutschen Truppen im gleichen Maße wie die französischen Truppen ausgeblutet worden sind.

An der Somme unterlief Falkenhayn der gleiche Fehler, den er bei den Franzosen antizipiert hätte. Er ließ jeden Meter verteidigen, statt sich taktisch zurückzuziehen, was die deutschen Truppen „ausbluten“ ließ. Im März 1917 befohlen dann Falkenhayns Nachfolger Hindenburg und Ludendorff eine Frontverkürzung auf die Siegfriedstellung, die bis zum Ende des Kriegs mehr oder weniger in Takt blieb.

Alliierter Flieger über den Schützengräben von Verdun 1916

Exkurs II: 1916 – die Chance auf einen Kompromissfrieden

Im April 1916 musst England den Osteraufstand in Irland niederschlagen. Rumänien trat im August 1916 auf Seiten der Entente in den Krieg ein, wurde jedoch in wenigen Monaten von dem Mittelmächten besiegt. Die Besetzung Rumäniens verbesserte kurzweilig die Versorgungslage des Deutschen Reiches, da ca. 120.000 Tonnen Weizen und großen Mengen an anderen Rohstoffen (Bauholz, Rohöl) erbeutet werden konnten. Russland musste nun auch an der rumänische Grenze eine Front etablieren, womit die russischen Armee an keiner Stelle der Front mehr ausreichend Truppen für eine Offensive zusammenziehen konnte. Die bisher zahlenmäßige Überlegenheit der russischen Armee an der Ostfront war somit aufgehoben.

Nach dem Sieg über Rumänien brachte das Deutsche Reich am 12. Dezember 1916 auf Initiative der Reichskanzlers Bethmann Hollweg ein Friedensangebot auf den Weg, allerdings ohne konkrete Kriegsziele zu formulieren, da man sich alle Optionen offenhalten wollte. Dafür wurden aber die bisherigen militärischen Erfolge der Mittelmächte hervorgehoben. Man wollte unbedingt vermeiden, dass die Alliierten das Friedensangebot als Schwäche deuten. Das Friedensangebot wurde mit der Aussage „ihr alles Konkrete vermissender Inhalt“ von der Entente abgelehnt. 1916 herrschte ein Patt auf allen Seiten, wobei die Mittelmächte militärisch die größeren Erfolge errungen hatten. Das Kaiserreich hätte mit der Formulierung von milden Kriegszielen das Gespräch mit der Entente aufnehmen können. Es hätte genügt, zu formulieren, dass das Deutsche Reich bereit sei, alle im Zuge einer militärischen Notwendigkeit besetzen Gebiete zu räumen. So wurde die Chance auf einen vorzeitigen Frieden, bei dem alle Seiten ihr Gesicht hätten wahren können, nicht genutzt. Es gab zwar eine halbherzige Friedensinitiative, die von den Mittelmächten ausging, aber die Entente nahm den Faden nicht auf. Die französischen Kriegsziele aus den Jahren 1915/16 forderten eine Aufteilung des Deutschen Reichs in Kleinstaaten und wären nur mit einer bedingungslosen Kapitulation des Deutsche Reich umsetzbar gewesen.

Französische Kriegsziele 1915: Das Deutsche Reich sollte in Kleinstaaten zergliedert werden.
Relativierung der französische Kriegsziele in 1916 aufgrund der militärischen Lage im Osten

3. Die Entscheidung im Westen – Operation Michel

Nach dem Rücktritt Falkenhayns übernahm das Gespann Hindenburg und Ludendorff die militärische Führung des Kaiserreichs. Nachdem das Zarenreich im Zuge der russische Oktoberrevolution 1917 zusammengebrochen war, begannen Friedensgespräche, die schließlich im Friedensvertrag von Brest-Litowsk am 3. März 1918 mündeten. Russland musste große Gebiete abtreten und deutschen Truppen konnten von der Ostfront abgezogen werden. Mit diesen frei gewordenen Truppenkontingenten plante Ludendorff eine letzte große Entscheidungsschlacht im Westen, bevor die erst kürzlich in den Krieg eingetretenen US-Amerikaner massiv in den Krieg eingreifen konnten. Während am 21. März 1918 die letzte deutsche Offensive im Westen beginnt, bleiben ca. 1 Million deutsche Soldaten im Osten stationiert, um dort weitere Gebiete zu erobern bzw. imperiale Pläne zu verwirklichen (Vgl. Sebastian Haffner, Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg).

Europa im April 1918 – © cyowari 

Die Offensive mit dem Namen Unternehmen Michael erfolgte an der Nahtstelle zwischen den britischen und französischen Truppen, mit dem Ziel beide Truppenkontingente voneinander zu trennen. Nach erfolgreichen Durchbruch sollten die Engländer an den Ärmelkanal gedrückt werden. Dreh und Angelpunkt war die Stadt Amiens, über die ein Großteil der englischen Versorgung lief. Taktisch hatte man in den letzten Jahren viel gelernt, weshalb man auf keilförmige Sturmtruppen (statt einem breiten Massenangriff) und einer kurzen, dafür heftigen Feuerwalze als Artillerievorbereitung setzte (statt tagelanger Beschießung, während dieser der Gegner bereits Verstärkung ranholen konnte). Die neue deutsche Taktik war von Erfolg gekrönt und zum ersten mal seit vier Jahren gelang ein tiefer Durchbruch. Statt sich jedoch auf das Ziel Amiens zu fokussieren, wurde der Erfolg nach allen Seiten hin ausgeweitet, was lediglich den Frontverlauf verlängerte (Vgl. Jörg Friedrich, 14/18, S. 898).

Als Ludendorff nach dem strategischen Konzept der Offensive gefragt wurde, soll er gesagt haben: „Solche Fragen verbitte ich mir! Ich haue ein Loch rein und der Rest wird sich zeigen!“ Im Verlauf der Offensive zeigte sich, dass der Krieg für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen war und das deutsche Heer nach vier verlustreichen Jahren am Ende seiner Kräfte war. Soƒbald die Deutschen in dieser letzten Offensive die alliierten Stellungen durchbrachen, wurden erstmal die reichen Vorräte geplündert und die Weinkeller leer getrunken. So geschehen in der Stadt Albert relativ kurz vor Amiens am 27./28.03.18, als ein deutscher Leutnant meinte, er bekäme nicht ohne Blutvergießen seine Soldaten aus dem Weinkeller heraus. Verübeln kann man es den Soldaten nicht, die aufgrund der britischen Seeblockade nur knappe Rationen gewohnt waren und in den eroberten Gräben reichlich Proviant vorfinden.

Zugleich war die Erkenntnis, wie gut die Soldaten der Entente versorgt waren, für die deutschen Truppen desillusionierend. Ihnen wurde immer wieder gesagt, wie erfolgreich deutsche U-Boot Kriegs die Handelsrouten der Gegner stören und sie deshalb noch schlimmer unter Versorgungsengpässen zu leiden hätte, als man selbst. Nun wurden offensichtlich, dass dies reine Durchhalte-Propaganda war.

Trotz anfänglicher Erfolge konnte das Ziel, bei Amiens durchzubrechen, nicht erreicht werden. Weitere Offensiven scheiterten an der täglich wachsenden Übermacht der Entente, die zunehmend durch US-amerikanische Truppen verstärkt wurden und unter keinerlei Versorgungsengpässen litten.

(1918) ins Feld nachgeschobene Truppen haben an ihre Waggons geschrieben „Schlachtvieh für Wilhelm & Söhne“.

Pliever, Theodor. Des Kaisers Kulis. S. 321

Die Moral der deutschen Truppen war erschöpft. Zuhause litten∂ƒ die Familien Hunger und an der Front wurden die Soldaten verheizt. Und das alles für den Erhalt einer Monarchie, mit ihrer privilegierten aristokratischen Schicht?

Nach dem „Schwarzen Tag für das Deutsche Heer“ am 8. August 1918, als der Entente ein Durchbruch der deutschen Front bei der Schlacht von Amiens gelang, war die Fortführung des Kriegs laut der Obersten Heeresleitung aussichtslos und zum ersten Mal wendete sich das Militär an die Politiker; mit der Aufforderung, einen Frieden auszuhandeln.

Europa im Oktober 1918.
Österreich-Ungarn befindet sich in Auflösung, das Osmanische Reich ist teilweise besetzt, Serbien wieder befreit, Bulgarien besiegt und die Westfront eingedrückt. Die Mittelmächte sind am Ende. Karte © cyowari 

Der Kaiser als oberster Kriegsherr

Der Historiker Holger Afflerbach hat sich detailliert durch die Tagebücher und Briefe des kaiserlichen Generaladjutanten Hans Georg von Plessen (1841–1929) sowie des Chefs des Kaiserlichen Militärkabinetts, Moriz Freiherr von Lyncker (1853–1932) durchgearbeitet. Beide Personen erlebten den Krieg in der engsten Umgebung des Kaisers und geben in ihren Auszeichnungen Einblicke in die Rolle des Monarchen als Kriegsherr. Trotz ihrer Loyalität zeichnen sie ein haarsträubendes Bild fast völliger Inkompetenz des letzten deutschen Kaisers. Ihre Hauptbeschäftigung bestand daraus, das Fehlverhalten sowie die Schwächen Wilhelm II. auszugleichen.

Die Dokumente liefern eine wichtige Quelle für die Atmosphäre in der Umgebung des Kaisers. Es wird deutlich, wie sehr von Plessen um die labile Psyche des Kaisers besorgt war und deshalb systematisch versuchte, negative Informationen von ihm fernzuhalten, wobei er von der Kaiserin nach Kräften unterstützt wurde. Dieser Umstand verstärkte Wilhelms II. Neigung, unliebsame Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Bei kleinsten lokalen Erfolgen ließ er Champagner ausschenken, um das bevorstehende, siegreiche Ende des Kriegs zu feiern.

Von Lyncker warf dem Kaiser immer wieder Vergnügungssucht, mangelndes Einfühlungsvermögen und fehlendes Verständnis für den Ernst der militärischen Lage vor. Am 19. Mai 1917 schrieb er über den Kaiser:

„Wahr ist es ja leider, dass er sich selbst in vielen Dingen ausschaltet und seine Bequemlichkeit allem anderen vorzieht. Das hat er aber immer gethan, auch schon vor dem Kriege. Er ist eben sehr schwach und stark nur im Vertreten seiner persönlichen Privat-Interessen, vor Allem eines behaglichen möglichst ungestörten Daseins. Das ist ja leider nur allzu hervortretend. Der großen Aufgabe ist er nicht gewachsen, weder mit Nerven noch mit Intellekt.“

Lyncker, 19. Mai 1917

Interessant ist auch, welche Rolle die Kaiserin dabei spielte. Von ihrem Gatten wurde sie zu Unterstützung seiner schwachen Nerven immer öfter ins Große Hauptquartier eingeladen. Sie half dabei, die militärische Realität vor ihm zu verschleiern und nervte die Anwesenden mit ihren Einmischungen sowie den Zwängen des Hoflebens, die sich aus ihrer Anwesenheit ergaben.

Eisige und gefühlskalte Generäle, die am Kartentisch den Tod von Hunderttausenden ungerührt in Kauf nahmen, gab es auf beiden Seiten der Front. Neben diesen Atheisten oder gar Nihilisten – zu denen man Conrad von Hötzendorf und von Falkenhayn zählen könnte, gab es auch die fanatischen Nationalisten wie Ludendorff und Oberst Max Hermann Bauer (den Erfinder der Gasangriffs), die aus patriotischen Gründen auf einen Siegfrieden pochten. Selbst von Lyncker, der zwar mit fortschreitender Kriegsdauer zu einem Kritiker des Kaisers wurde und über die Geringschätzung der Opfer verbittert war, hegte zwar die Hoffnung, der Krieg möge bald zu Ende gehen, aber nicht um jeden Preis: „Belgien musste deutsch werden, sonst habe das Ganze keinen Sinn gemacht.“

Wilhelm II, hatten mit seinem weltpolitischen und martialisches Auftreten in der Vorkriegszeit erst eine Bündnis-Konstellation verursacht, in der die Gleise auf Krieg gestellt wurden. Als es dann soweit war und der Krieg ausbrach, stellt sich heraus, wie wenig Substanz hinter seiner Persönlichkeit und Vorkriegspolitik stand. Er war mit der Lage sichtlich überfordert. In den Kriegsjahren spielte er als Entscheidungsträger kaum eine Rolle. Das Deutsche Reich wurde quasi von einer Militärjunta regiert.



Exkurs III: Seeblockade, U-Boot Krieg & USA

Die Britische Seeblockade sorgte zuerst für Unmut in den USA, da der Handel jeder neutralen Nation mit den Mittelmächten unterbunden wurde, indem sich die Engländer das Recht herausnehmen, jegliche Waren, die nur im entferntesten als kriegsunterstützend definiert werden konnten, zu beschlagnahmen. Der US-Handel mit den Mittelmächten ging von 169 Millionen im Jahre 1914 auf 1 Million in 1916 zurück. Zur gleichen Zeit stieg das gesamte US-Handelsvolumen von 824 Millionen auf drei Milliarden und wurde somit mehr als nur kompensiert (Vgl. S. 354, Barabra Tuchman). Daher hielt sich der Groll der USA bezüglich der Einschränkung des neutralen Handels durch die englische Seeblockade in Grenzen. Darüber hinaus waren die Handelsbeziehungen der USA traditionell stärker mit England (als dessen ehemalige Kolonie) und Frankreich (die den USA im Unabhängigkeitskrieg geholfen hatten) als mit Deutschland und Österreich-Ungarn.

Bereit im deutschen Flottengesetzt von 1900 hieß es, dass ein Blockadekrieg, „…selbst wenn er nur ein Jahr anhielte, Deutschlands Handel vernichten und es in die Katastrophe führen würde.“ (S. 346, Barbara Tuchman). Umso erstaunlicher, dass es für den Kriegsfall keinen Plan für die deutsche Hochseeflotte gab, eine solche Blockade zu unterbinden. Immerhin hatte erst das kaiserliche Flottenbauprogramm den Konflikt mit England maßgeblich verursacht.

„Der Flotte, deren Existenz ein wichtiger Faktor bei der Entstehung des Krieges gewesen war, hatten man für den Kriegsfall keine aktive Rolle zugeteilt.“

Barbara Tuchman, August 1914, S. 345

Die englische Seeblockade war allerdings ein Bruch mit dem Völkerrecht, da es das zivile Leben in Deutschland betraf. Rund 700.000 Menschen sind an den Folgen der Blockade in Deutschland gestorben bzw. verhungert. Die Seeblockade wurde auch nicht nach dem Waffenstillstandsabkommen von 11. November 1918 aufgehoben, sondern blieb noch bis zum 28. Juni 1919 – dem Termin der Unterzeichnung des Versailler Vertrages – bestehen. Man schätzt, dass in diesen zusätzlich acht Monaten weitere 100.000 Menschen an den Folgen der anhaltenden Blockade verstorben sind. Der uneingeschränkte U-Boot Krieg des Deutschen Reiches war eine Reaktion auf die Blockade und sollte ebenso den Handel der britischen Insel zum Erliegen bringen. Da auch die neutrale sowie zivile Schifffahrt das Ziel deutscher U-Boote wurde, war ebenfalls der uneingeschränkte U-Boot Krieg eine Verletzung des Völkerrechts.

Die Versenkung der britischen Lusitania am 7. Mai 1915 durch ein deutsches U-Boot, die neben US-Bürgern auch Munition für England an Bord hatte, sorgte für eine anti-deutsche Stimmung in den USA. US-Präsident Wilson forderte eine Einstellung des uneingeschränkten U-Boot Kriegs und drohte ansonsten mit einer Kriegserklärung. Das Deutsche Reich lenkte im September 1915 ein und der Druck auf die britischen Versorgungslinien nahm ab.

Nach einer Analyse des US-Historikers Robert O’Connell war dies ein Fehler der Mittelmächte. Seiner Ansicht nach waren 1915 die USA auf keine Kriegsteilnahme vorbereitet und Englands eine Versorgung zur See bereits gefährdet. Bevor die USA hätte eingreifen können, wäre in England die Versorgungslage durch die Weiterführung des uneingeschränkten U-Boot Krieg noch prekärer geworden. London hätte sich gezwungen gesehen 1916/17 Frieden zu schließen. Somit wäre eine aktive Kriegsteilnahme der USA obsolet geworden. Die amerikanischen Truppen hätten außerdem bei einem früheren Kriegseintritt entsprechend höhere Verluste erlitten, was die öffentliche Meinung in den USA zu moderaten Friedensverhandlungen bewegt hätte. Ob die jeweiligen Kriegsziele in einem Maße reduziert worden wären, um einen Kompromiss zu finden, ist eine andere Frage. Wahrscheinlich hätte es sozialer Unruhen bedurft, um die Staatsführer in Berlin, Wien, St. Petersburg, Paris und London einlenken zu lassen.



Der Propaganda Effekt nach der Versenkung der Lusitania war enorm. Alexander Demandt erwähnt in seinem Buch „Es hätte auch anders kommen können“ (S. 202) eine eventuell absichtliche Kursänderung durch die britische Admiralität, um das Zusammentreffen der Lusitania mit einem deutschen U-Boots wahrscheinlicher zu machen. Die entsprechende Unterlagen im British Naval Intelligence Department sind bis heute verschlossen geblieben.

Reichskanzler Bethmann-Hollweg hatte immer wieder vor den Folgen des U-Boots Krieges gewarnt, der zu einen den Kriegseintritt der USA wahrscheinlich macht und zum anderen das Ansehen des Deutsche Reich in der Weltöffentlichkeit gefährdet. Als jedoch das deutsche Friedensangebot von 1916 abgelehnt wurde, blieben auch Bethmann-Hollweg die Argumente aus und die Militärs überzeugten den Kaiser, dass nur ein umfassender U-Boot Einsatz diesen Krieg zu einem siegreichen Ende bringen könnte. Am 1. Februar 1917 eröffnete das Deutsche Reich erneut den uneingeschränkten U-Boot Krieg. Die Antwort kam an 6. April 1917 in Form einer US-Kriegserklärung. Das Gleichgewicht hatte sich massiv zu Ungunsten der Mittelmächte verschoben. Der Krieg war kaum noch zu gewinnen, auch wenn das russische Zarenreich 1917 im Zuge der russischen Revolution implodierte.

Versorgung der Deutschen Bevölkerung im Kontext der englischen Blockade.

FleischPflanzenfettFisch
Anfang des Krieges100%100%100%
Mitte des Krieges31%39%51%
Ende des Krieges12%17%5%
Quelle Statista


Nach der Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich erklärte der Marinestaatssekretär Eduard von Capelle vor dem Reichstag: „In militärischer Hinsicht erachte ich die Stärkung durch den Eintritt der USA in den Krieg auf Seiten unserer Gegner für Null.“ Er sollte sich täuschen, denn die USA haben Anfang 1918 bereits mehr als 200.000 US-Soldaten an der Front in Frankreich stationiert und am Ende sollten es sogar 1,8 Millionen sein.

Die deutsche Kriegsmarine besaß zu Kriegsbeginn lediglich 24 U-Boote. Als der uneingeschränkte U-Boot Krieg im Februar 1917 wieder aufgenommen wurde, waren es 136 U-Boote, die der englischen Marine zuerst ernste Sorgen bereiteten. Ungefähr 2.000 Handelsschiffe mit insgesamt 3,5 Millionen Bruttoregistertonnen wurden in den ersten Monaten versenkten und führten zu einer Versorgungskrise in England. Der Nachschub aus dem nun mit England verbündeten USA, der in schwer bewachten Geleitzügen über den Atlantik floss, konnte die Verluste jedoch mehr als ausgleichen. Durch verbesserte Abwehrtechniken stiegen die Verluste an deutschen U-Booten und die Euphorie der deutschen Militärführung ob der Anfangserfolge im U-Boot Krieg verflog rasch wieder. So brachte die Wiederaufnahme des uneingeschränkte U-Boot Krieg, auf den die deutschen Militärführung so lange gepocht hatte, tatsächlich die Kriegswende – jedoch zu ihren eigenen Ungunsten.

Laut Ehrhardt Bödecker soll Churchill 1936 an einen US-Redakteur geschrieben haben, dass er den Kriegseintritt der USA bereue, da ansonsten die Entente mit der Mittelmächten im Frühling 1917 Frieden geschlossen hätte.

„America’s entrance into the war was disastrous not only for your country but for the Allies as well, because had you stayed at home and minded your own business we would have made peace with the Central Powers in the spring of 1917, and then there would have been no collapse in Russia, followed by communism; no break-down in Italy, followed by fascism; and Nazism would not at present be enthroned in Germany.“ 

W. Churchill, 1936. Brief an Mr. William Griffin, Herausgeber der „New York Enquirer“

Ein Großteil der deutschen Flotte verblieb während des Kriegs im Hafen. Einerseits wollte der Kaiser nicht riskieren, dass seine „Lieblinge“ versenkt wurden und andererseits erhoffte man sich von der Flotte einen Faustpfand für zukünftige Friedensverhandlungen.

Die Straßenjungen in Wilhelmshaven sollen gesunden haben: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein. Die Flotte schläft im Hafen ein!“ (Vgl. Plievier, Theodor. Des Kaisers Kulis. S. 127)

Als im Herbst 1918 die Niederlage des Deutschen Reiches absehbar wurde, erfolgte der Flottenbefehl von 24. Oktober 1918. Die gesamte Flotte sollte auslaufen und in einer Entscheidungsschlacht gegen England entweder einen Achtungserfolg erringen oder nobel untergehen. Die Folge war der Matrosenaufstand von Kiel, der am 3. November 1918 begann und das Ende des Kaiserreiches einläutete.

Versaille

Auf ihrem Weg zur Vertragsunterzeichnung musste die deutsche Delegation eine Gruppe kriegsversehrter französischer Soldaten passieren, die mit ihren entstellten Gesichtern an die Opfer und das Leid erinnerte. Diesen „gueules cassées“ (broken faces) danke der französische Ministerpräsidenten Georges Clemenceau stellvertretend für alle verwundeten und gefallenen französischen Soldaten für ihre Opferbereitschaft. Sie sollten das moralische Urteil bekräftigen, das in dem Artikel 231 des Versailler Vertrags gefällt wurde: Das Deutsche Reich trug die Schuld am Krieg und die Verantwortung für seine Opfer. Kriegsversehrte anderer Nationen waren nicht geladen.

Der oberste Befehlshaber der Alliierten Ferdinand Foch war anwesend, als die Deutschen den Waffenstillstand am 11. November 1918 unterzeichneten. Nach den Verhandlungen in Versaille und schließlich der Unterzeichnung des Vertrags durch Deutschland Ende Juni 1919 – unter Protest – sagte er: „Dies ist kein Frieden, dies ist ein Waffenstillstand für 20 Jahre.“ Er sollte auf erschreckende Weise Recht behalten.

In der Retrospektive erscheint es irrational, einen brüchigen Friedensvertrag aufzusetzen – Rationalität ist jedoch die Logik des lokalen Moments, nicht die des großen Ganzen. Zum Zeitpunkt der Verhandlungen von Versailles sollte das Gleichgewicht der Kräfte in Europa wieder hergestellt werden, indem man Deutschland nachhaltig schwächte. Entsprechend erfolgten die Verhandlungen unter Ausschluss Deutschlands. Die unbeschreiblichen Schrecken und Opfer des Großen Krieges waren den Teilnehmern der Konferenz noch deutlich vor Augen, ebenso wie die aufputschende Propaganda. Der Hass hatte somit keine Gelegenheit abzukühlen und bestimmte die Rationalität des Versailler Vertrags. In Deutschland lehnten alle Parteien den Versailler Vertrag ab, dessen Unterschrift unter dem Druck der englischen Seeblockade erzwungen wurde. Somit gab es auch keinen Raum in Deutschland, um den Großen Krieg und die Fehler der Deutschen Vorkriegspolitik aufzuarbeiten. Vielmehr konzentrierte sich die deutsche Politik völlig auf die Revision der Versailler Bedingungen.

Klaus von Dohnanyi formuliert in seinem Buch „Nationale Interessen: Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche“ dass erst die USA mit ihrem Kriegseintritt den Frieden von Versailles ermöglichten. Statt jedoch diesen Frieden zu vermitteln, zogen sie sich wieder über den Atlantik zurück und überließen die Mittelmächte der Rache ihrer Gegner. Der Vertrag von Versailles wurde von uns USA niemals ratifiziert. Erst 1921 schließen die USA im Berliner Vertrag einen Separatfrieden mit Deutschland ab. Die Rolle der USA wird von dem amerikanischen Historiker David Stevenson eher kritisch gesehen: „American entry, in fact, probably prolonged the conflict by preventing a compromise peace that would have favoured the Central Powers.” (Vgl. WD 1 – 3000 – 33/18)

In der Millenniums-Ausgabe des Economist 1999/2000, wird in einem Artikel über den Ersten Weltkrieg geurteilt, dass das letzte Verbrechen in diesem verbrecherischen Krieg der Versailler Vertrag gewesen sei, dessen harte Bedingungen einen weiteren Krieg unausweichlich gemacht hätten. Der deutsche Historiker Gerd Krumeich formulierte es so: „Der Krieg in den Köpfen“ wurde in Versailles nicht beendet, deshalb blieb der Frieden eine Illusion.

Fazit

Das Deutsche Reich unter Wilhelm II. gab die defensive Haltung von Moltke des Älteren auf, da von Schlieffen einen Sieg versprach, satt nur den Erhalt des mit der Reichseinigung von 1871 unter Bismarck erreichten Status Quo. Ressourcen flossen nun verstärkt in den Bau von Schlachtschiffen, die Kaiser Wilhelm II. gern als seine „Lieblinge“ bezeichnetet und die den deutschen, weltpolitischen Anspruch auf einen „Platz an der Sonne“ unterstützen sollten. Dieser Flottenausbau wiederum war der Grund für eine wachsende Rivalität mit dem Britischen Empire, das damals die unangefochtene Seemacht war.

Die Ressourcen für den Flottenausbau entsprachen ungefähr zwei Armeekorps, die aufgestellt hätten werden können. Dies wäre für eine Landmacht im Zentrum Europas sinnvoller gewesen, als aus Prestigegründen eine kostspielige Flotte zu betreiben. Zumal mit zwei zusätzlichen Armeen der Schlieffenplan kaum hätte scheitern können. Jedoch war nicht allein Kaiser Wilhelms II. Leidenschaft für Kriegsschiffe der Grund, warum das Heer nicht weiter vergrößert wurde. Der deutsche Adel war ebenfalls dagegen, da somit mehr Bürgerliche in den Offizierstand hätten aufgenommen werden müssen, um den Bedarf an Offizieren im Heer zu decken. Bis dahin waren die höheren Offiziersränge primär dem Adel vorenthalten. Es war also auch der aristokratische Hochmut, der am Ende der deutschen Monarchie den Kragen kostete.

Der Historiker Niall Ferguson schrieb, dass im Falle eines deutschen Sieges das Ergebnis nicht eine vorgezogenen Europäische Union gewesen wäre, sondern ein System, das sich nur nach vermeintlichen deutschen Interessen gerichtet hätte. Bethmann selbst schrieb am 16. September 1914, dass sich der angestrebte Wirtschaftszusammenschluss „nicht auf Basis einer Verständigung gemeinsamer Interessen, sondern nur bei einem eventuell von uns zu diktierenden Frieden unter dem Druck politischer Überlegenheit“ erreichen lasse.

Somit kam es wie es kommen sollte. Die europäischen Monarchien fielen wie morsche Kartenhäuser in sich zusammen. Militärisch hatten zwar die Mittelmächte eine Chance auf den Sieg, den sie jedoch aus Hochmut, Arroganz und Unterschätzung des Gegners verspielten. Es wäre weniger tragisch, wenn nicht aus dieser Niederlage mit dem 2. Weltkrieg ein noch schlimmerer Konflikt erwachsen wäre.

Vielleicht hätte 1916 ein Kompromissfrieden ein Gleichgewicht in Europa hergestellt, aus dem ein langfristiger Frieden erwachsen wäre. Damals tobte der Krieg bereits seit zwei Jahren und hatte schon Hunderttausende Opfer gefordert. Unter solchen Bedingungen einen Frieden ohne Sieger zu schließen, ist innenpolitisch schwierig zu vertreten. Wäre es dennoch gelungen, hätte der Große Krieg für eine Zeitenwende gestanden. Nach einem Krieg mit solchen Opfern, der in einem Patt ohne Sieger mündet, wäre es nahezu unmöglich gewesen wäre, einen neuen Krieg zu entfachen. Krieg wäre kein politisches Instrument mehr, da die Kosten um ein vielfaches höher sind, als ein eventueller Ertrag. Die Vision des britischen Publizisten Norman Angell im 1910 erschienenen „Die große Illusion“ wäre wahr geworden, dass ein Krieg in einer derart vernetzten Wirtschaftswelt schlicht und einfach unrentabel ist.

Im französischen Roman „Das Feuer“ von Henri Barbusse, das ähnlich dem deutschen Roman „Im Westen nichts Neues“ den 1. Weltkrieg aus Sicht eines einfachen Soldaten beschreibt, findet sich dazu diese Aussage:

Den Kriegen ein Ende setzen, denken sie. Kann man den Gewittern ein Ende setzen?

Das Feuer, Henri Barbusse

Linksammlung

Exkurs III: Das Scheitern des Schlieffenplans an der Marne

In der „Anatomie der Marneschlacht“ schält der Journalist Sebastian Haffner folgende Fehler auf Seiten der deutschen Generäle – insbesondere von Moltkes des Jüngeren – heraus:

  1. Moltke habe keinen Überblick gehabt, da er in seinem Hauptquartier in Luxemburg zu weit vom rechten Flügel entfernt gewesen sei und, durch ein Gallenleiden geschwächt, auf persönliche Besuche bei den Armeeoberkommandos verzichtet habe.
  2. Die Entsendung von zwei Korps an die Ostfront sei unnötig gewesen. Diese beiden Korps hätten zur Verstärkung der rechten Flanke entscheidend beitragen können. Außerdem hatten Ludendorff und Hindenburg keine Verstärkung für Ostpreußen angefordert.
  3. Zudem habe von Moltke durch die Entsendung des Adjutanten Hentschs ohne klaren Auftrag, den unbeabsichtigten Rückzug hinter die Marne erst möglich gemacht. Besser wäre es gewesen, er hätte sich selbst bei den Armeekommandos ein Bild von der aktuellen Situation gemacht. Somit hätte er vor Ort die vermeintlich richtige Entscheidung treffen können, statt als Oberbefehlshaber vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
  4. Hentsch selbst werden die Überschreitung seines Auftrages und seiner Kompetenz vorgeworfen, sowie eine zu pessimistische Beurteilung der Situation.
  5. Kluck als Oberbefehlshaber der 1. Armee werden sein eigenmächtiges Vorbeiziehen an Paris vorbei sowie die nachfolgende Lösung von Bülows 2. Armee vorgehalten, die zur Öffnung der Frontlücke führte.
  6. Bülow werden ein zu starres Festhalten am Grundsatz der geschlossenen Frontlinie und eine Überschätzung der Gefährdung durch die eingedrungenen Engländer zugeschrieben.
  7. Der bayrische Kronprinzen, der die 6. Armee in Elsass-Lothringen befehligte, schlägt die französische Armee zurück, statt sie wie vorgesehen eindringen zu lassen und somit zu binden. Ob die Befehle von Moltkes unpräzise waren oder der bayrische Kronprinz zu stolz war, um sich „besiegen“ zu lassen, ist unklar. Eindeutig ist jedoch, dass deshalb die französischen Truppen schneller an die Marne verlegt werden konnten. Der taktische deutsche Sieg in Lothringen erwies sich strategisch als verhängnisvoller Fehler (Vgl. Herfried Münkler, Der Große Krieg).
  8. Logistisch war der Schlieffen äußerst riskant, da er darauf angelegt war, dass alles am Schnürchen lief und dabei die bereits von Clausewitz erwähnte Friktionen (Unabsehbarkeit) komplett außer Acht ließ.
Statistik: Gefallene Soldaten im Ersten Weltkrieg nach Ländern in den Jahren 1914 bis 1918 (in 1.000 Personen) | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Literaturvorschläge zum 1. Weltkrieg:

Im Westen nichts Neues - Der Klassiker von Erich Maria Remarque. Ein Anti-Kriegsroman über den 1. Weltkrieg, im dem der Schrecken und Stumpfsinn des Krieges verdeutlicht wird.

Hineingeworfen - Der Autor Wolf-Rüdiger Osburg hat Anfang der 90er Jahre die letzten Zeugen des Krieges aufgesucht. 135 Frontsoldaten gaben ihm Auskunft und berichten über den Krieg in all seinen Facetten.

14/18 - Das Buch des kontrovesen Autors Jörg Friedrich stellt unorthodoxe Fragen und somit auch an vielen Stellen einen neuen Blickwinckel auf den Konflitk - wie zum Beispiel die Verlängerung der Seeblockade nach dem Waffenstillstand.

In Stahlgewittern - Die Erlebnisse Ernst Jüngers vom Januar 1915 bis zum August 1918 an der Westfront. Es ist ein kontroverses Buch, da es einerseit autobiographisch und somit höchst authentisch ist, jedoch anderseit nicht ohne Pathos daherkommt. Wenn man über den Pathos, der der Generation des Autos und seinem Zeitgeist zu schulden ist, hinwegsieht, ist das Buch ein einmaliger Zeitzeuge des Grabenkriegs.

Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg - Manchmal ist der Journalist der bessere Historiker. Bei dem Autor Sebastian Haffner ist es meines Erachtens nach definitiv der Fall. Er komprimiert wie kein Zweiter die historischen Geschehnisse auf die Länge eines gut zu lesenden Artikels und schält dabei elementaren Ereignisse heraus.

Der große Krieg - Herfried Münkler beschreibt nicht nur, was vorgefallen ist, sondern auch warum und beleuchtet dabei mögliche Alternativen - und zwar sehr fundiert.

14 - wunderbar geschrieben, kurzweilig und dennoch prägend aufgrund er subtilen Botschaft. Jean Echenoz beschreibt den Großen Krieg aus der französischen Perspektive. Unbeding lesenswert.

Wir sehen uns dort oben - Der Große Krieg aus der französichen Perspektive. Erzählt von drei unterschiedlichen Protagonisten.

Ein langer, lager Weg - ein irischer Freiwilliger kämpft im Großen Krieg.

Die Orient-Mission des Leutnant Stern - Ein wunderbarer Roman über eine wahre Episode des 1. Weltkriegs. Die Orientreise eines jüdisch-deutschen Offiziers.

Des Kaisers Kulis - In seinem Roman "Des Kaisers Kulis" beschreibt Theodor Plievier überwiegend aus eigener Erfahrung die Zustände und das Leben innerhalb der deutschen Flotte.

Die große Illusion - Ein detaillierte Aufarbeitung des Frieden, der keiner war. Vom Autor Eckart Conze. Sehr lesenwert.

Die Besiegten - Ein sehr gutes Buch, das die für mich bisher "unscheinbare" Zeit direkt nach dem 1. Weltkrieg beleuchtet, in der zwar der "Große Krieg" bereits vorbei war, das Leiden und die Konflikte aber vielerorts weitergingen. Insbesondere in den Gebieten der besiegten Imperien, aus denen neue Nationalstaaten mit Minderheiten entstanden. In dieser Zeit manifestieren sich die Probleme, die in einem noch größeren Konflikt kumulieren sollten: Dem 2. Weltkrieg.

Zeitgeist - Das Buch zu diesem Blog.

Bildlizenzen
Tinodela, Schlieffen Plan fr, CC BY-SA 3.0

http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Exec, WW1-French-plans-Ausschnitt, CC BY-SA 3.0

www.dean.usma.edu In 1938 the predecessors of what is today The Department of History at the United States Military Academy began developing a series of campaign atlases to aid in teaching cadets a course entitled, „History of the Military Art.“ Since then, the Department has produced over six atlases and more than one thousand maps, encompassing not only America’s wars but global conflicts as well. In keeping abreast with today’s technology, the Department of History is providing these maps on the internet as part of the department’s outreach program. The maps were created by the United States Military Academy’s Department of History and are the digital versions from the atlases printed by the United States Defense Printing Agency. We gratefully acknowledge the accomplishments of the department’s former cartographer, Mr. Edward J. Krasnoborski, along with the works of our present cartographer, Mr. Frank Martini. Please be aware that these maps are large in file size and may require substantial download times., Marne 1914, CC BY-SA 4.0

Europakarten © cyowari